Karin Storch
Unsere ehemalige Schülerin, Karin Storch, erhielt am 27. Januar 1968 für ihre Abiturrede und ihr engagiertes politisches Engagement in der Schülermitverwaltung (das war damals die Bezeichnung für die SV) im Jahr 1967 die Theodor-Heuss-Medaille. Diese wurde ihr damals von Hildegrad Hamm-Brücher, Staatssekretärin im Hessischen Kultusministerium überreicht. Die Theodor-Heuss-Medaille wird seit 1965 jährlich von der gleichnamigen Stiftung vergeben.
Die Begrünung der Theodor-Heuss-Stiftung für die Auszeichnung lautete:
"Karin Storch hat durch ein ungewöhnliches politisches Engagement während ihrer Schulzeit und in der Schülermitverwaltung ein starkes und ermutigendes Vorbild für ihre Mitschüler gegeben. Ihre mutige Abiturrede über “Erziehung zum ,Ungehorsam’ als Aufgabe einer demokratischen Schule” hat den Anstoß zu einer lebhaften und kritischen Auseinandersetzung um die Notwendigkeit der inneren Demokratisierung der Schule gegeben, der sich Karin Storch – gemäß den Satzungen der Stiftung – mit Zivilcourage, Leidenschaft und guten Argumenten stellt."
Unsere ehemalige Schülerin war über den Tod des Studenten Benno Ohnesorg am 02. Juni 1967 erschüttert, der von einem Polizisten bei der Demonstration gegen den Staatsbesuch von Schah Mohammad Reza Pahlavi in West-Berlin erschossen wurde. Aus diesem Anlass hielt sie 22 Tage später am 24. Juni 1967 in der Akademischen Feier zur Übergabe der Abiturzeugnisse eine kritische und zugleich sehr verantwortungsvolle Abiturrede mit dem Thema "Erziehung zum Ungehorsam als Aufgabe einer demokratischen Schule“.
Unsere ehemalige Schülerin sagte in einem Interview mit der Reporterin Monika Nellessen: "Die Elisabethenschule hat sozialpolitisches Engagement gefördert. [...] Es war eine Segen gewesen, auf der Mädchenschule gelandet zu sein.“
In ihrer Abiturrede stellte sie fünf zentrale Fragen, um die damaligen Missstände der Erziehung zur Demokratie in den Schulen aufzuzeigen:
1.) Warum werden uniformierte Staatsdiener zur Knüppelgarde?
2.) Warum gehen die Berliner Vorfälle unsere Schulen etwas an?
3.) Wo liegen die Grundlagen der Erziehung zum Ungehorsam?
4.) Wird dieser Ungehorsam gelehrt- Wie sieht die Schulwirklichkeit aus?
6.) Wie sehen die Forderungen für die Zukunft aus?
Die Antworten unserer ehemaligen Schülerin sind heute noch aktuell. In einem Interview mit dem Amt für Kommunikation und Stadtmarketing in Frankfurt am Main anlässlich des Jubiläums antwortete Karin Storch 2018 auf die Frage "Was würden Sie den heutigen Abiturientinnen und Abiturienten mit auf den Weg geben?":
"Wie vor fünfzig Jahren: André Gide: Seid Salz, nicht das Öl im Getriebe der Welt. Muckt auf, demonstriert vor dem Außenministerium in Berlin, wenn Euch die Panzerlieferungen an die Türkei empören, geht auf den Römer, wenn Euch die Ausländerpolitik der Stadt nicht passt."
Frau Karin Storch wurde nach dem Studium der Volkswirtschaft und Politik an der Frankfurter Goethe-Universität Journalistin und arbeitete mehrere Jahrzehnte u.a. als Auslandskorrespondentin für das ZDF.
Die Rede von Karin Storch wurde schon 1970 vom Referat für politische Bildung des Schulverwaltungsamts der Stadt Köln veröffentlicht und allen Lehramtsanwärtern zur Verfügung gestellt.
2018 wurde die Verleihung der Theodor-Heuss-Medaille an Frau Karin Storch aufgrund des 50. Jahrestages in der Presse wieder aufgegriffen:
- Allgemeine Zeitung Mainz vom 28.12.2017: „Mutige Abiturrede in Frankfurt sorgt für Furore“
- Echo online vom 29.12.2017: „Mutige Abiturrede in Frankfurt sorgt für 1968 Furore: Spätere ZDF-Journalistin Karin Storch erhält Theodor-Heuss-Medaille“
- Metropolnews vom 27.01.2018: „Von einer, die zum Ungehorsam aufruft – Karin Storch und ihr Blick auf Frankfurt während der 68er-Bewegung“;
- Stadt Frankfurt am Main vom 26.01.2018: "Von einer die zum Ungehorsam aufruft";
- Focus online: "Die Frankfurterin Karin Storch wird mit der Theodor-Heuss-Medaille geehrt";
- Weltexpresso vom 31.01.2028: "Von einer, die zum Ungehorsam aufruft"