Frau Erika Schürrer besuchte die Elisabethenschule in ihren letzten beiden Schuljahren bis zum Abitur 1955. Am 1. April 1963 trat sie ihren Dienst als Lehrerin an der Elisabethenschule an. Von 1982 bis 1996 war sie dann Schulleiterin der Elisabethenschule. Unsere ehemalige Schulleiterin, Frau Schürrer, ist am 20.08.2024 gestorben.
Frau Erika Schürrer musste als Schülerin nach Hessen wechseln. Sie musste aus der Heimat fliehen und war auf der Flucht für die jüngeren Geschwisterkinder verantwortlich. An der Elisabethenschule verbrachte sie ihre beiden letzten Schuljahre (heute die Q-Phase) und legte 1955 ihr Abitur an der Elisabethenschule ab. Sie hat noch die Auslagerung der Elisabethenschule nach dem Krieg als Schülerin mit den vielfältigen Einschränkungen erlebt. Zu diesem Zeitpunkt war es noch nicht selbstverständlich, dass Mädchen ihr Abitur ablegen.
Danach studierte Frau Schürrer Lehramt für Gymnasien und kehrte nach Abschluss des 1. und 2. Staatsexamen an die Elisabethenschule als "Assessorin im Lehramt" am 01. April 1963 zurück. Sie war dann 33 Jahre lang ununterbrochen als Lehrerin für Deutsch und Geschichte, stellvertretende Schulleiterin und Schulleiterin an der Elisabethenschule tätig. Mit den zwei Jahren als Schülerin war sie damit 35 Jahre an der Elisabethenschule.
Frau Schürrer arbeitete schnell im "Planungsteam" der Schule mit und stellte ihre organisatorischen und planerischen Fähigkeiten der Schule zur Verfügung. So wurde Frau Schürrer 1975 stellvertretende Schulleiterin der Elisabethenschule.
An den Debatten in den 60er Jahren um die "richtige Schule" nahm Frau Schürrer aktiv teil. Der Kampf um die Eigenständigkeit der Elisabethenschule, getragen vom Kollegium und der Elternschaft, waren für Frau Schürrer der Beginn für ein schulpolitisches Engagement hessen- und später deutschlandweit.
Frau Schürrer hat als Schulleiterin die Aufgaben der Umgestaltung der gymnasialen Oberstufe, der großen Schülerzahlen (Schülerberg) und die Integration der Seiteinsteigerinnen und Seiteneinsteiger in der Elisabethenschule erfolgreich bewältigt.
Frau Schürrer hatte, wie sie 2001 schreibt, "die feste Überzeugung, dass zu der hochdifferenzierten, hochtechnisierten, immer komplexeren und damit schwerer durchschaubar werdenden Gesellschaft [...] notwendigerweise ein ebenso differenziertes, leistungsbezogenes Bildungssystem gehöre mit einem hohen Grad an Durchlässigkeit, um eventuelle Fehlentscheidungen korrigieren zu können."
In der Festschrift der Elisabethenschule zur 125jährigen Eigenständigkeit schreibt Johannes Lindner, Abiturient 1992:
"so war sie offen, und ließ sich überzeugen.[...] Zu dem positiven Bild der [...] kooperativen Direktorin gesellte sich in meiner Oberstufenzeit das hohe Ansehen, das sie bei uns als Lehrerin unseres Leistungskurses Gemeinschaftskunde genoss. Hier verstand sie es, sich zurückzunehmen und die Diskussion zwischen den Schülern in den Mittelpunkt zu stellen. Ihre geschickte Moderation und ihre gezielten Anregungen führten uns weiter und spornten uns an."
Bei der Verabschiedung von Frau Schürrer aus der Elisabethenschule wurde u.a. dies erwähnt:
"sind Sie ein "homo politicus", der sich mit seiner Umwelt auseinandersetzt und mir klar strukturierten Meinungen auftritt [...] ist ihre bemerkenswerte Fähigkeit, kontroverse Diskussionen zu konstruktiven Schlüssen und Handlungsvorgaben zu bringen.[...] Ihr sprichwörtlicher preußischer Diensteifer hat Sie sogar am Tag Ihrer Trauung in die Schule geführt, um am Stundenplan zu arbeiten. (der damalige stellvertretende Schulleiter war der frischgebackene Ehemann)."
Frau Erika Schürer schrieb im Rückblick 2001:
"Trotzdem ist mir im Laufe der Zeit die Elisabethenschule lieb geworden. Warum ich mich im Nachhinein nach Gründen frage, so waren es in erster Linie drei Dinge, die mir gefallen haben:
- die überschaubare Größe
- das reichhaltige musikalische Angebot und vor allem
- der hohe Standard des Unterrichts, gekoppelt mit einer Leistungsbewertung, die auch von außen gesetzten Ansprüchen standhielt."